Anke Kaminsky
Is the prevention of suicide an intervention in self-determination?
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While researching the first two articles on this topic, I stumbled over this question again and again. Can one speak of an intervention in the right to self-determination in the case of a foiled suicide? Is there such a thing as a rational suicide? It can be summarized from the previous blog entries that the circumstances of a person's life can be very different. It also affects those who seem to have a dream life. Avicii, Chester Bennington, Robin Williams, Robert Enke, Kurt Cobain...Successful and famous, but still death seemed more attractive to them than continuing to exist in this state. Shouldn't they have found more reasons to live, if they thought about it rational?
9 out of 10 suicides have a mental illness in their medical history. It would not be surprising if the 10th person also suffered from mental illness, but never dared to take the step to professional help.

Rational suicide
The rational suicide describes a rational balancing between life and suicide. It assumes that the decision was made self-determined, completely consciously and with a clear head. The evaluation of the definition in Pschyrembel alone indicates that it is doubtful whether one can speak of rational thinking or free will in the case of suicide (Pschyrembel, 2016).
Klesse (2003) goes straight to the point and declares a balance suicide or the existence of rational suicide null and void. The reasons he lists are well substantiated. For example, he states that over 90% of suicide victims have a psychiatric illness in their medical history and that the phases of acute suicidality are usually only short. A majority of the people who were saved from suicide timely are even happy to be alive afterwards.
Conclusion
In retrospect to the question, it can be answered with a clear NO that preventing suicide is an intervention in self-determination. The decision, which may appear to be well-balanced and rational for the person affected, leaves one point out of consideration: mental illness influences the way we think, feel and see things. According to this, the decision was not made alone, but with a really bad counselor. Addiction, schizophrenia, depression, PTSD, just to name a few of the unqualified advisors.
Even if a person decides to commit suicide on current occasions because the husband left, someone has died or an incurable disease has been diagnosed*, the person is not safe from self-destructive advice.
To let a suicide happen although something could have been done - self-protection always comes first of course - is denial of assistance!
*Assisted dying is another topic.
Ist die Verhinderung von Suizid ein Eingriff in die Selbstbestimmung?
Bei der Recherche zu den ersten beiden Artikeln zum Thema, bin ich immer wieder über diese Fragestellung gestolpert. Kann man bei einem vereitelten Suizid von einem Eingriff ins Selbstbestimmungsrecht sprechen? Gibt es sowas wie einen Bilanzsuizid? Es lässt sich aus den vorangehenden Blog-Einträgen zusammenfassen, dass die Lebensumstände des Menschen ganz unterschiedlich sein können. Es trifft auch diejenigen, die scheinbar ein traumhaftes Leben haben. Avicii, Chester Bennington, Robin Williams, Robert Enke, Kurt Cobain…Erfolgreich und berühmt, aber trotzdem schien ihnen der Tod attraktiver, als in diesem Zustand weiter zu existieren. Müssten sie bei einer Bilanz nicht mehr Gründe FÜR das Leben gefunden haben?
9 von 10 Suizidenten haben eine psychische Erkrankung in ihrer Krankengeschichte verzeichnet. Es würde nicht verwundern, wenn die 10. Person ebenfalls unter psychischen Erkrankungen litt, aber nie den Schritt zur professionellen Hilfe gewagt hat.

Bilanzsuizid
Der Bilanzsuizid beschreibt eine rationale Abwägung zwischen Leben und Selbstmord. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Entscheidung selbstbestimmt, vollkommen bewusst und mit klarem Kopf getroffen wurde. Allein die Bewertung der Definition im Pschyrembel, gibt schon wieder, dass es zweifelhaft ist, ob man im Falle von Suizid von rationalem Denken oder freiem Willen sprechen kann (Pschyrembel, 2016).
Klesse (2003) geht direkt soweit und erklärt einen Bilanzsuizid oder die Existenz vom rationalen Suizid als nichtig. Die Gründe, die er aufführt sind gut untermauert. So bringt er an, dass über 90% der Suizidenten eine psychiatrische Erkrankung in ihrer Krankengeschichte haben und die Phasen der akuten Suizidalität meist nur kurzweilig sind. Eine Mehrzahl von den Menschen, die frühzeitig vor dem Freitod gerettet werden konnten, ist sogar im Nachhinein froh noch zu Leben.
Fazit
Rückwirkend zur Fragestellung, lässt sich es sich mit einem klaren NEIN beantworten, dass die Verhinderung eines Suizids ein Eingriff in die Selbstbestimmung ist. Die Entscheidung, die eventuell für den Betroffenen als gut abgewogen und rational aussieht, lässt einen Punkt außer Acht: Psychische Erkrankungen beeinflussen sowohl das Denken, das Fühlen und die Ansicht der Dinge. Demnach wurde die Entscheidung nicht allein, sondern mit einem richtig schlechten Berater getroffen. Sucht, Schizophrenie, Depression, PTBS, nur um einige der unqualifizierten Ratgeber beim Namen zu nennen.
Selbst wenn eine Person aus aktuellen Anlässen entscheidet Suizid zu begehen, weil der Mann sie verlassen hat, jemand gestorben ist oder eine unheilbare Krankheit diagnostiziert* wurde, ist auch die Person nicht vor selbstzerstörerischem Rat sicher.
Einen Selbstmord geschehen zu lassen, obwohl man etwas hätte tun können – Eigenschutz geht natürlich immer vor – ist unterlassene Hilfeleistung!
*Sterbehilfe ist nochmal ein anderes Thema.
Quellen:
Imago Hominis 10(1): Der Todeswunsch aus psychiatrischer Sicht von H. Klesse (2003). IMABE Online. Link: https://www.imabe.org/imagohominis/1/2003-palliativmedizin-i/der-todeswunsch-aus-psychiatrischer-sicht
Pschyrembel Online: Bilanzsuizid (2016). Link: https://www.pschyrembel.de/Bilanzsuizid/K03QL